Mittwoch, 13. Dezember 2017

ScenenScouting für das Halima Magazin #3: Tief in den Schmerz hinein atmen und genießen oder die Dehnbarkeit der Komfortzone der TänzerInnen


Auf einem der vielen Flüge fiel mir ein Artikel über das Reisen auf. Reisen als Mittel zum Verlassen der Komfortzone. Ich muss sagen funktioniert... Da ich mittlerweile alle zwei Wochen fliege und das Kofferpacken nur noch eine Stunde braucht, habe ich mich gefragt, ab wann die non-Komfortzone zur Komfortzone wird?! Hm... Und was ist mit uns aus Leidenschaft tanzenden Tänzerinnen? Ich habe meine zur Komfortzone gewordene non-Kompfortzone mal aufgezählt. Alles was mich früher stutzig und wütend gemacht hat, und ich mittlerweile als "normal" empfinde, ist, dass 
- man nicht umbedingt wissen muss, was man tut, um berühmt zu werden;
- für die Festivals und Organisatoren die Qualität und das Wissen bei der Auswahl der Lehrer nicht immer die oberste Priorität hat;
- die Ausgaben und die Einnahmen fürs Tanzen sich nicht mal annähern;
- man um die eigene Autorität kämpfen muss;
- die likes nichts zu sagen haben;
- der schnellste Weg auf DIE Bühne käuflich ist;
- es immer weniger Respekt vor der Bühne gibt;
- professionell seit neustem nicht mehr mit dem Beruf Geld verdienen heißt, sondern dass man seiner Profession schlicht nachgeht;
- man die Wahrheiten sich zurecht legt, wie es einem passt;
- man sich nur in den großen Sprüchen und oft leeren Worten an dem professionellen Showbiz orientiert statt an seiner Herangehensweise;
- und schließlich die einzige Institution, die über die eigene Professionalität oder die Unprofessionalität der anderen urteilt, das eigene Ego ist.
Ja, das alles ist schon längst zu meiner Komfortzone geworden, ob ich will oder nicht. Denn genau darin bewege ich mich, wie alle anderen auch. Zwischendurch regen wir uns alle mal auf. Aber, liebe Leute, genau so leben und tanzen wir weiter... Immer weiter... Leidend und stöhnend unter der unbegrenzten Dehnungskraft. Stellt sich nur die Frage, ob tatsächlich die der Szene oder doch der unseren?!
Und während sich die Elastizität unseres "Mitspiel" Verhaltens verbessert, wir um unsere Position in der Szene kämpfen oder diese einfach akzeptieren, wird die Mittelschicht der hierarchischen Bellydance Pyramide immer breiter. Den Weg nach oben, den gibt es mittlerweile so gut wie gar nicht. Wenn, dann nur ein paar Millimeter höher. Aber dazu müsste man sich deutlich von der Masse abheben und, das heißt, noch mehr anstrengen, noch mehr investieren - und zwar Zeit, Geld und evtl. eigene Überzeugungen sowie die Aufgabe der rosaroten Brille. Aber dazu mehr in der nächsten Ausgabe ))))

Übersetzung: Komfortzone... aufstehen vom Ameisenhaufen und gehen? Was ist, wenn es im anderen Ameisenhaufen noch schlimmer ist?? Vielleicht, wenn ich länger drauf sitze, werde ich es sogar mögen? So leben doch alle, ich bin die einzige, die was zu meckern hat. Mit der Zeit werde ich mich schon dran gewöhnen. Der Gott hat ausgehalten und uns befohlen es ihm nach zu machen. Lieber bette ich, dass die Ameisen mich nicht am Arsch beißen. Es macht Angst etwas zu verändern. Lieber Gott, hörst du mich? ICH BLEIBE HIER 
Bild: kosmonozhka



PN: Von Dehnbarkeit der Komfortzone zur Überdehnung beim Tanzen als Trend
In den letzten zwei Jahren galt es als schick den Fuß zu "brechen" - seitlich umzuknicken und damit die Pronation zu verstärken. Martha Korzun, Aida Bogomolova machten es vor und man tanzte in Workshops mit x-Füssen. Ob Gewichtsverlagerung oder Punkt des Abdrucks oder Trend. Die neue Tendenz neigt zum Auswärtstanzen. Große und kleine Beckenkreise in der Auswärtsposition sehen anders aus, wirken anders als in der Parallelposition, probiert mal aus oder achtet mal auf Sahra Samara, Margarita Darina und Lubna Emam.

Seit März 2016 schreibe ich für das Halima-Magazin. Den neuesten ScenenScouting findest Du in der aktuellsten Ausgabe. Ich würde mich über eure Anregungen, Kommentare und vielleicht Wunschthemen freuen, schreibt mir :)

http://www.halima-magazin.com





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