Sonntag, 10. November 2013

Hallo... oder wer, was und wieso?



Alles ändert sich: wir, die Gesellschaft, die Einstellung zu Zeit und Raum, zu sich selbst, zum Hobby und auch zum Tanz. Schneller, größer, besser und immer anonymer... Die Shows können auf youtube angeschaut, das Tanzen nicht nur durch DVD´s sondern auch in den online Kursen gelernt werden. Zu einer Probestunde kann man sich auch per Mail um 2:00 Uhr nachts anmelden, und durch die Smartphones diese auch direkt um 2:05 Uhr aus dem Bett beantworten und gleich auch 100 andere Freunde, die man nicht kennt, dazu einladen. Grenzen setzen, Freiräume schaffen und sich Zeit für Inspirationen nehmen - schwierig, wenn die Strömung das Tempo vorgibt... Bei meiner letzten Reise nach Cairo habe ich etwas Unbezahlbares gelernt - Teetrinken, stundenlanges Teetrinken... Es hat eine Woche gedauert, bis ich dabei stillsitzen und den Tee auch schmecken konnte. In Deutschland angekommen, hat mich das hiesige Tempo wie ein LKW mit dem vollgeladenen Anhänger gegen die Wand gedrückt und das Teetrinken wurde nach einer Woche eingestellt, und es folgte eine Art Depression... Das Bedürfnis immer auf dem neuesten Stand zu sein, mitzuhalten und Ansprüchen (eigenen wie fremden) zu genügen, ist enorm. Sich selbst dabei treu zu bleiben, eigenes Tempo zu haben und sich selbst nicht zu verlieren – das ist eine der Herausforderungen meiner Generation. Was ist Schein und was ist Realität? Verliert der Tanz an Leidenschaft und an Traumhaftigkeit, wenn er zum Beruf wird? Wo ist die Grenze zum Business? Ab wann tanze ich, um zu gefallen? Kann man die Leidenschaft zum Tanz in der heutigen Zeit und Szene aufrechterhalten? Kann man die Entwicklung des Tanzes vom Exklusiven hin zum Massenprodukt in einer Konsumgesellschaft wie die unsere noch gut heißen? Und warum diese Gedanken? Keine Ahnung! Ich bin 30, Mutter eines 3-jährigen Mädchens, fast alleinerziehend, und Tänzerin, liebe Cairo (und seit neuestem auch Russland), meine Familie und den Tanz... Die Orientalische Szene ist voll von Strömungen, Ideen, Ausbildungen, Regeln, Business und jeder Menge Frustrationen...

Vor der Geburt meiner Tochter war ich auf der Suche nach der perfekten Technik, Choreographie, Vorbildern und Erfolg. Ich bin seit drei Jahren wieder auf der Suche - der Suche nach dem Sinn im Tanz. Und wie jede Suche bringt sie Erkenntnisse, Erfolge und Misserfolge mit sich.
Die meisten Erkenntnisse und Ideen, positiven wie negativen, aber auch Kraft und Motivation haben sich aus den zahlreichen Gesprächen entwickelt. Man versteht eine Tänzerin, ihren Tanz und manchmal auch ihre Entscheidungen besser, wenn man ihre Geschichte kennt. Back to the roots, entgegen der modernen Kommunikationsmedien, wo die Tänzerin aufgrund ihrer Tanztechnik, Anzahl und Schwierigkeitsgrad ihrer Choreographien, Virtuosität und der „Likes“ auf verschiedenen Internetplattformen kennen gelernt wird... Meine letzte Gesprächspartnerin war Natalia Fadda. Am Ende gab sie mir ein bereits 2009 veröffentlichtes Interview mit auf den Weg. Die Gespräche und das Interview lösten bei mir „Magenkrämpfe“ aus. Mitten in Moskauer Metro habe ich geweint... Das war gleichzeitig der letzte Auslöser für die Gründung dieses Blogs. DIALOG mit Tänzerinnen über Tanz, Leben und alles andere für mehr Verständnis und mehr Respekt und nebenbei auch vielleicht etwas Inspiration. Das ist die Botschaft und die Idee.


Willkommen beim TanzDIALOG!

3 Kommentare:

  1. Love this! Am looking forward to reading more! <3

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  2. Das hast Du wunderbar in Worte gefasst. Viele dieser Gedanken bewegen mich auch.
    Ich möchte Tee trinken, bei mir selbst bleiben und den Tanz genießen. Nichts weiter. Am liebsten in Gesellschaft.
    Ist nicht immer einfach, aber sehr wertvoll!
    DANKE, für Nachdenken und Inspiration hast Du bei mir schon gesorgt! :*

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