Freitag, 14. Februar 2014

Eine Kurzgeschichte über die Liebe oder ein Provinzmädchen entdeckt für sich die Großstadt

Eine Frau. Ein Mann. Liebe. Heirat. Kind. Job. Ausland. Karriere. Trennung. Keine übliche Trennung. Eine Trennung wegen Job. Eine Wochenendehe. Er ist in der Woche dort, sie ist in der Woche hier, er ist am Wochenende hier und sie ist irgendwo. Trefferquote - jedes dritte Wochenende. Zwei Leben neben einander. Verbunden und doch getrennt. Und dann noch dieses „dort“ als Großstadt. Nicht nur dass er nicht hier ist, er ist in der Großstadt. Eine Großstadt, die glänzt und strahlt, die ruft und ihre unheimliche turbulente Bahn zieht. Dort war er also. Und sie hier, in einer (verglichen mit der Großstadt) Provinz, mit ihrer Routine, ihrem Alltag, dem Kind, ihrem Job und all den erfüllten und unerfüllten Träumen. Eigentlich hier und in Gedanken dort... Schmerz. Die Großstadt war schuld. Sie war es, die über Jahre zu einer Rivalin wurde. Sie musste kennen gelernt werden oder der Hass würde ihr Herz auffressen...

Furchterregende, wunderschöne und mächtige Großstadt kennenlernen war das Ziel, als das Flugzeug in Scheremetjevo landete. Massen. Massen von Autos, Menschen und Werbeschildern. Die Werbung blinkt, die Ohrringe glänzen, nur die Autos, die sind einfach nur schmutzig... Lärm vom Verkehr, Lärm von der Menschenmenge... So laut und doch so ganz leise. Jeder folgt seiner eigenen Richtung. Jeder.

Das erste Treffen verlief ohne Erwartungen und ohne Vorurteile. Sehen was geht. Fühlen was ist und dieser unheimlichen Großstadt näher kommen.

Als der Flieger zum zweiten Mal in Scheremetjevo landete, hatte sie ein paar Ziele im Kopf. Horizont erweitern, sich trauen. Mit der Großstadt sich anvertrauen. Der Glanz war nicht mehr so schrill, der Lärm nicht mehr so laut.

Beim dritten Mal hatte sie (wie zuhause) eine ToDo Liste mit und wachte während der rush hour in der Metro von der europäischen Gemütlichkeit auf. Von einer Sekunde auf die andere. Aufmerksam sein. Schnell reagieren. Nicht nachgeben. Nicht aufgeben. Während dieser Reise entdeckte sie, dass auch diese Großstadt ein Herz hat. Und ein freundliches Lächeln, Enthusiasmus, leichte Naivität und Sturheit. Und dass etwas Geld das härteste Eis zum schmelzen bringen kann.
Die Menschen bekamen Farbe. Die Straßen begannen Melodien zu summen... In einer Großstadt entdeckte sie eine Routine, einen Alltag, ein Familienleben. Sie war nicht mehr fremd. Sie nicht der Stadt und die Stadt nicht ihr gegenüber. Er nicht ihr. Und sie nicht ihm. Freundschaft. Liebe. Familie. Großstadt. Zukunft.


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