Dienstag, 15. November 2016

ScenenScouting für Halima-Magazin #2: Selbstwert - innere Geilheit oder äußere Anerkennung?!


Dieses spritzige Thema sollte wohl eher mit einem Glas Sekt als mit einer Tasse Kaffee besprochen werden... Aber im Ernst, kontinuierlich taucht die Frage nach Wertschätzung in verschiedenen Diskussionen auf. Und am eigenen Beispiel, um niemanden verlegen zu machen, startete ich ein Selbstgespräch mit meinem Tänzerin: "Habib ;), wie wertvoll bist du dir eigentlich?! Dir selbst und der Bauchtanzwelt?” Fakten belegen die Tatsachen. Auf einem Kongress arbeite ich für 52€ die Stunde, auf einem kleinen Festival oder Intensiv für 80-100€/h, auf einem renommierten Festival fast umsonst und im eigenen Studio für 20-55€/h. Dort aber regelmäßig und mit maximalem Erfolg an eigenen Schülern und maximaler Leidenschaft und regulären Blumen und Pralinen, manchmal auch Kaffee und Kuchen (das letztere ist für die Seele und die Hüften). Ok, wie es aussieht, bestimmt nicht nur die Gage den Mehrwert des eigenen Ich's... Was dann?! Mega Applaus, Selfies mit den Kunden, Katzen Augen der Kolleginnen und kneifende Sprüche über die nicht gelungene halbe Drehung in der Minute 1:32, Rauschen in der Musik oder Unfähigkeit des Lichttechnikers. Letztes Jahr machte mich das wahnsinnig und brachte zum zweiwöchigen Selbstzerstörungswahn... Und ich musste mein Selbstwertgefühl selbst steigern. Aber muss das sein?! Negative Anerkennung ist auch Anerkennung! Aber Achtung, nur auf einem gewissen Level. Auf dem Niveau, wo du einen Millimeter über DIE Schwelle bist aber noch nicht Safe... Noch nicht sicher dahinter.... dort triffst du auf die Blicke und die Kritik(?)-Sprüche. Einen Millimeter weiter und die Welt sieht schon anders aus. Es hat sich kaum was verändert, und doch ist alles anders. Plötzlich bist du geil, phänomenal und einfach Extraklasse.... Hm... Woher weißt du, wo du wann bist?! Wenn der Kollege oder die Kollegin auf der Bühne und dahinter wieder Diva und Superstar raushängt - NERVT. Dann weißt du, du musst noch deutlich an deinem inneren Selbstwert arbeiten, mit oder ohne DR. Freud, aber mit sehr viel... Was?! Was denn!? Auf diese Frage hin habe ich mir eine Brille gekauft. Mit ihr sehe ich intelligenter aus und Berlin muss sich nicht in Acht nehmen, wenn ich einen Lachanfall bekomme, denn es wird mich sicherlich in Zukunft ernster machen. Denkst du?! Dinge, die wir kaufen, haben eine unbewusste Bedeutung. Achtet mal darauf! Warum dieses Kostüm zu einer bestimmten Veranstaltung? Warum diese Schuhe zu dieser Jahreszeit? 
Und warum diese Zusage zu diesem Event? Und ist es wirklich so, dass man sich in Stundenlohn wertschätzen kann?! Beim Kongress unterrichte ich am Wochenende für fast 500€, beim Intensiv bis 800€, beim renommierten Festival für 200€ und im eigenen Studio (am Tag) für 35-60€, minus die ärgerlichen 10€ Strafe fürs Falschparken. Dennoch nehme ich alle diese Jobs an und mache sie, weil ich voller Energie und Enthusiasmus bin, die wertvoll sind - JETZT! Weil in dem Moment, in dem ich arbeite, ist meine eigene Wertschätzung. Vielleicht werde ich bis zum nächsten Jahr gelernt haben, die Diva rauszuhängen und selbst zu nerven. Oder im Publikum sitzen und just “die Show” genießen. Energie und der Wille ist das Eine. Facke, dass es Ergebnisse bringt, das Andere... Und so schwankt mein Selbstwertgefühl von Geilheit für die Arbeit zu minimaler Anerkennung als Niedrigverdiener...

PN: YES - WE CAN!!! 
Die grenzwertige Spielerei mit dem Sexapiel auf der Bühne und 
dem Superkitsch im Alltag - die Darstellungen der aktuell bekannten Tänzerinnen - Generation treiben meine Beobachtung von "über hot" zu "über not" und treffen im Durchschnitt aber auf "super geil". Strapsandeutungen beim Kostüm mit kaum Stoff bis zu Riesen Micky Mäusen auf Shirts und bunte Turnschuhe im Alltag. Von übergeschminkt bis pure natural erfreuen uns die Tänzerinnen mit (k)einem Stil der 21-Bellydance (auf der Suche nach) Individualität - Jahrhunderts. Hoch lebe das Durcheinander und Vielfältigkeit, man setze auf die Laune und die dazu (un)passende Kleidung. Und siehe an Dina posiert in der Schulmädchenuniform und gleich darunter schwingt sie in dem neuen ukrainischen Strapsen Design über die Bühne... Ob Trendsetter oder Trendfolger, Hauptsache Up to Date und mit voller Kraft voraus - gerecht nur dem eigenen Ich. 


Seit März 2016 schreibe ich für das Halima-Magazin. Den neuesten ScenenScouting findest Du in der aktuellsten Ausgabe. Ich würde mich über eure Anregungen, Kommentare und vielleicht Wunschthemen freuen, schreibt mir :)

http://www.halima-magazin.com


ScenenScouting für Halima-Magazin #1: Massentrend - Exklusivität


Mit Kaffee in der Hand und noch ziemlich freien Kopf morgens um 6:30 Uhr irgendwo in der Welt. Und zwar egal wo, solange man das virtuelle Universum des facebooks oder anderen sozialen Netzwerks betreten und das gewöhnliche, fast schon routinierte Scrollen und Abchecken der "Freunde" machen kann. Wat's up?! In der Flut an Bildern, Videos, Events, Postings in allen Sprachen bleibe ich persönlich immer wieder an gleichen KollegInnen hängen: Dessous Queen, die mittlerweile flachfüssig nicht nur den Balady und Shaaby tanzt; kritische Golden-Ära-Style-Tänzerin, die mit scharfen Sinn und fragen die Welt zu Diskussionen verleitet, frisch gebackene Mutti, die mit süßen Babyfotos Like-Rekorde bricht, eine charmante Tänzerin, die vor ihrer Cam im Wohnzimmer neue Moves vorführt.... Und paar andere Kolleginnen, die weniger markant aber konsequent mit ihrer Individualität oder Exklusivität mich auf verschieden Ebenen faszinieren. Vielleicht, weil gerade in solchen Momenten ich meist ungeschminkt, mit Dutt auf dem Kopf im Pyjama meinen Moment genieße, bevor das Chaos des Alltags wieder einbricht, mich total gewöhnlich finde und bewundere, wie exklusiv und ungewöhnlich sie sind. Ist Individualität und Exklusivität das gleiche?
Individuell ist jeder, wird man exklusiv wenn man populär wird ? Hat Stil was damit zu tun? Machen wir Trends oder die Trends uns? Ist es einem überhaupt bewusst? Ist man ein Akteur oder nur ein Produkt? Es pfeift, mein Telefon findet mich exklusiv (in jeder Verfassung ;))... Eine wat's Up von Enussah! Mit der Frage ob ich in der neuen Halima mitwirken möchte zum Thema Szenenscout, Styles, Trends... Hahaha... Ich lache - "Ich?!" Und dann so ein Thema?! In der Schein und Sein und persönliche Empfindung auf einander und ins das Scwarze treffen oder total daneben liegen. Wie ihr sieht, habe ich zugesagt und mache mich auf die Suche nach exklusiven Themen mit einem guten Mix der Normalität. Etwas zu berichten, etwas zu hinterfragen und etwas zum nachdenken zu geben. 

"Es gibt auf der Welt kein zweites Mal - Dich" Marina Zwetaeva 

PN: MIT WUNSCH ZU EXKLUSIVITÄT ZUM SICHEREN ZIEL DER MASSENFALLE

Eines DER nervigsten Trends der letzten zwei Jahre ist das reguläre Angebotfür eigenes Trommelsolo Stück oder neue arrangierten Musik in meinem PN. Modern und Exklusiv. Ab 500mit Überzeugung zu wissen, welche Dum's und Tak's mich als Tänzerin auf den Gipfel des Erfolgs bringt, hübschen Cover und Lieferung frei Haus direkt auf Rechner. Eigentlich verlockend, wenn die Zahl der Produktionen tatsächlich auch der Exklusivität entspräche. Wie exklusiv ist Massenverkauf? Wie kreativ Massenabfertigung? Und wie dreist eigentlich diejenigen, die ohne Gefragt zu werden, zu wissen glauben, was für einen das beste ist?


Seit März 2016 schreibe ich für das Halima-Magazin. Den neuesten ScenenScouting findest Du in der aktuellsten Ausgabe. Ich würde mich über eure Anregungen, Kommentare und vielleicht Wunschthemen freuen, schreibt mir :)

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